Keinen Fußbreit den Rassist*innen!

Für Mittwoch, 29. Juli 2020, hat der extrem rechte Zusammenhang „NRW stellt sich quer“ (NSSQ, auch als „NRW steht auf“ auftretend) eine „Mahnwache“ vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof angemeldet. „Wir Patrioten gedenken dem Jungen welcher im Bahnhof Frankfurt durch Gewalt zu Tode kam“, heißt es in der Ankündigung – bei Vermeidung eines offenbar als undeutsch empfundenen Komma- und Genitiv-Einsatzes. Anlass ist der erste Jahrestag einer bundesweit Entsetzen ausgelösten Tat eines psychisch kranken Mannes, der am 29. Juli 2019 im Frankfurter Hauptbahnhof eine Frau und deren Kind vor einen Zug gestoßen hatte. Der Junge verstarb, seine Mutter konnte sich in letzter Sekunde retten. Aufgrund des Migrationshintergrundes des Täters startete die extreme Rechte bundesweit eine rassistische Kundgebungs- und Demonstrationskampagne. Am 3. August 2019 versammelten sich vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof um die 60 Personen, unter ihnen auch diverse Mitglieder der extrem rechten „Bruderschaft Deutschland“ (BD), die wieder einmal versuchte, Gegendemonstrant*innen anzugreifen.
Organisatorin der kundgebungsartigen Mahnwache ist Stefanie van Laak, die sich in den letzten Jahren zu einer der umtriebigsten Aktivist*innen im extrem rechten Lager in NRW entwickelt hat. Bei den Demonstrationen der „Patrioten NRW“ – aus denen später NSSQ hervorging – am 17. November 2018 und am 2. Februar 2019 in Düsseldorf gehörte sie zum Orgateam. Bei ersterer kam es zu massiven Angriffen auf Gegendemonstrant*innen. Bei diversen extrem rechten Auftritten trat sie als Rednerin auf, auch außerhalb von NRW. Anfangs gehörte sie auch der eng mit der BD verbundenen „Schwesternschaft Deutschland“ an, die Eigenangaben zufolge am 10. November 2019 gegründet wurde.
Zwar deutet die Ankündigung als „Mahnwache“ und die Terminierung auf einen Werktag darauf hin, dass eher mit einer zahlenmäßig kleineren Aktion zu rechnen ist, die Teilnehmer*innenzahl des Vorjahrs kann aber durchaus auch in diesem Jahr erreicht werden. Von einer Teilnahme der „Bruderschaft Deutschland“ muss ausgegangen werden. Sollte die BD ihr Umfeld in anderen NRW-Städten mobilisieren, könnte sich die Zahl auch erhöhen.

„Düsseldorf stellt sich quer“ wird nicht zulassen, dass die extreme Rechte sich in Düsseldorf ungestört versammelt und bei Instrumentalisierung der Betroffenen der Frankfurter Tat rassistische Hetze betreibt. Deshalb ruft dssq dazu auf, am 29. Juli antifaschistische Präsenz zu zeigen und den Rassist*innen und extrem Rechten deutlich zu machen, dass sie unerwünscht sind. Treffpunkt ist 17:30 Uhr vor dem Hauptbahnhof Düsseldorf (Konrad Adenauer Platz).

Gedenken 20 Jahre nach neonazistischem Bombenanschlag am S-Bahnhof Wehrhahn

Am 27. Juli 2000 explodierte gegen 15 Uhr eine Bombe am S-Bahnhof „Wehrhahn“ in Düsseldorf. Zwölf Menschen aus den ehemaligen GUS-Staaten, die vom Deutschunterricht kamen, wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. Eine Schwangere so sehr, dass sie ihr Ungeborenes verlor. Erst 18 Jahre später fand ein Prozess gegen den tatverdächtigen Neonazi Ralf S. statt. Die Ermittlungsbehörden ermittelten allerdings nicht konsequent genug gegen Ralf S. Aufgrund der Mängel in den Ermittlungen wurde bis heute niemand für die Tat zur Rechenschaft gezogen. Fast 20 Jahre später gab es endlich eine Gedenktafel für die Opfer.

Dazu erklärt Christian Jäger, Sprecher von Düsseldorf stellt sich quer:

„Auf den Tag 20 Jahre nach dem Anschlag erinnern wir gemeinsam vor dieser Gedenktafel an das Verbrechen, an seine Opfer, an seine Überlebenden. Es beteiligen sich zahlreiche Organisationen, Initiativen und Bündnisse; darunter auch Düsseldorf stellt sich quer. Der rassistische und antisemitische Anschlag am Wehrhahn ist Teil der Geschichte rechten Terrors und Teil der Geschichte Düsseldorfs. Rechter Terror darf niemals vergessen, niemals vergeben, niemals verharmlost werden.“